Action is the name of the game
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Dieser Titel sagt schon viel darüber, was ich hier zu entwickeln versuche: Handeln ist der Name des Spiels. Was braucht es, um zu schreiben? Wissen? Vielleicht. Talent? Wer weiss. Eine gute Ausbildung? Kann nie schaden. Eine spezielle Begabung? Na, ich weiss nicht. Was braucht es denn WIRKLICH? Was es wirklich braucht ist ganz einfach: Ein Stück Papier und ein Schreibzeug, oder, in unserem Comuterzeitalter, eine Tastatur und einen Bildschirm. Das ist alles. So sind viele Dinge eigentlich ganz einfach, wenn man sie einfach tut. Sicherlich werde ich nicht als Meister beginnen, doch durch Handeln, eben durch Schreiben kann ich den Wunsch zu schreiben Realität werden lassen.
Eigentlich ganz einfach, oder?
Natürlich mache ich Fehler; dies sollte ich sogar tun, denn erst durch Fehler lerne ich. Dabei fällt automatisch das Bonmot ein: «You can never fail, you can on1y learn and grow». Na ja, manchmal ist es natürlich schwierig, alles immer optimistisch zu sehen. Nur vor einem soll man sich meines Erachtens hüten, nämlich von der Unsitte des Verallgemeinerns und der Aufhebung der Trennung zwischen Person und Handlungen. Gandhi soll gesagt haben: «Hate the sin but love the sinner». Handlungen können immer auf ihre positive oder negative Wirkung hin untersucht werden. Uns soll es aber nicht anstehen, über den Menschen als Person, als göttliches Wesen, zu urteilen. Unter dieser Voraussetzung ist die Aussage «Er ist ein schlechter Koch» also falsch. Richtig, d.h. der Realität näher ist die Aussage «Bis heute habe ich ihn als ein schlecht kochender Mensch erlebt.» In dieser Aussage ist auch drin, dass ich meine Meinung schon morgen ändern kann, da ich ihn morgen vielleicht als ein anders kochender Mensch erlebe, als einer der heute abend Änderungen an seiner Kochkunst vornimmt.
Natürlich hilft es nicht, sich neue Redensarten anzueignen, wenn die Einstellung die alte bleibt. Ich muss wirklich davon überzeugt sein, dass ich lediglich über Wirkungen von Handlungen bezüglich meiner eigenen Person etwas wahres aussagen kann. Alle anderen Aussagen, die mich als Betrachter ausschliessen, meinen subjektiven Teil ausschliessen, also objektiv sein wollen, sind immer falsch, wenn es um andere Leute geht.
Es mag zwar sein, dass ich viele Leute finde, die mit mir übereinstimmen. Dies soll jedoch nicht über die Unzulänglichkeit dieses Verfahrens hinwegtäuschen. Es mag zwar für die Menschheit als Gesamtheit objektive Aussagen geben. So ist es sicher so, dass wahrscheinlich die meisten, wenn nicht alle Leute darüber in Übereinstimmung sind, dass Wasser nass ist oder die Sonne hell scheint. Doch ist auch diese Aussage wahr in bezug auf die Menschheit, deren Sinnesapparat so ausgelegt ist, Nässe und Wärme zu empfinden. Eine objektive, immer wahre Aussage lässt sich nur philosophisch machen, indem man alles zu erfassen trachtet, was etwas erfahren kann und diese Erfahrungen theoretisch kombiniert. So kommt man der absoluten Realität näher.
Nun dieser Ausflug ins theoretische soll hiermit beendet sein. Hier auf der Erde, im 20. Jahrhundert geht es immer noch darum als Menschenskind aktiv, handelnd zu sein.
So werden wir dieses ungeheuer grosse Spielfeld Erde für alle Lebewesen zu einem noch schöneren Platz machen und noch Generationen nach uns können sich dieses Platzes erfreuen und selber handelnd sein.
Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass es uns allen ein wenig mehr Spass macht.
Vielleicht leiste ich meinen Teil zu ein paar neuen Spielregeln, die wir mal ausprobieren sollten.
Mein Traum ist es, im Jahre 2000 an einer riesigen Party teilzunehmen, wo wir uns alle auf diesem Raumschiff ein wenig näher kommen und dabei spüren, dass wir alle «im gleichen Boot sitzen». Natürlich bin ich auch ein Mensch, der oft das Falsche zur richtigen Zeit und das Richtige zur falschen Zeit tut. So ist eine der Voraussetzungen für ein besseres Spiel ein grosses Verständnis für die Irrungen und Wirrungen der menschlichen Existenz. Kein Erklären und Rechtfertigen zum Ziele der Aufrechterhaltung des Status Quo, sondern als Ansporn zu Verbesserung, zu Änderung. Verständnis soll keine Aufforderung sein, so zu bleiben, sondern sich allenfalls zu ändern. Survival of the fittest heisst hier nicht Überleben des Stärksten, sondern des Anpassungsfähigsten. Aber auch hier ist kein sich Dreinschicken gemeint, sondern aufbauende Auseinandersetzung mit den Umständen, um die Probleme mit praktikablen Lösungen zu überwinden.
Die Probleme sollen nicht lähmen, sondern sind wie beim Sport Aufgaben, die man meistern soll, um weiterzukommen und «Punkte» zu sammeln.
Eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung der Maxime Handeln ist ein BEDINGUNGSLOSES AKZEPTIEREN DER REALITÄT im Sinne, dass es überhaupt gar nichts gibt, dass man übersehen soll. Akzeptieren meint hier ein Betrachten, ein Aufnehmen, ein Auf-sich-wirken-lassen. Ich muss die Realität nicht gut finden, sondern sie einfach so sehen wie sie ist. Die Realität in diesem Abschnitt ist natürlich nicht die gleiche wie jene weiter oben, die sich nicht betrachten lässt. Hier geht es um ganz praktische Aspekte der Realität. Die Hungernden in Afrika, die zunehmende Umweltbelastung mit unseren konzentrierten Abfällen, die individuell betrachtet natürlich klein anfallen, in ihrer Gesamtheit jedoch die Umwelt belasten.
Eines der grössten Probleme mit dem man sich immer wieder konfrontiert sieht ist die gemeinsame Sprache, die uns trennt. Es ist oft sehr schwierig, sich dem anderen verständlich zu machen. Was meine ich mit Realität? Was versteht der andere darunter? Gibt es Gemeinsamkeiten? Bei sinnlich fassbaren Gegenständen wie einem Bleistift ist in unserem Kulturkreis die Übereinstimmung sehr gross. Bei Begriffen wie Freiheit ist das schon einiges problematischer und bei einem Begriff wie Gott beinahe unmöglich dasselbe zu meinen.
So will ich eine weitere Begründung dafür liefern, primär aktiv zu sein. Bei Handlungen scheint ohne genauere Betrachtung die Verständigung einfacher, obwohl mir auch hier genügend Beispiele einfallen, dies zu wiederlegen. EIn bekanntes Beispiel ist die Begegnung zwischen einem Südamerikaner und einem Europäer, die von Hause aus eine jeweils andere Distanz zum Gegenüber als angenehm empfinden. So rückt der Südamerikaner näher, wenn der Eropäer weiter weg geht und beide korrigieren jeweils ihren Abstand zum Gegenüber bis der Europäer an eine Wand gedrängt wird, nicht weiter ausweichen kann und sich bedroht fühlt.
Die Lösung ist hier wahrscheinlich folgende: Handeln ist nicht nur physische Betätigung, sondern natürlich auch geistige Aktivität, die lösungsorentiert geleitet ist.