Dialog

Was willst Du denn eigentlich? Was soll ein solcher innerer Dialog überhaupt? Es wird doch nur etas provisorisches, eine erste Euphorie ist vielleicht da, aber Du wirst auch dies wieder fallenlassen wie eine heisse Kartoffel, da Du doch nie etwas zu Ende bringst. Du bist doch nun schon 30 Jahre alt und solltest Dich mit anderen Dingen beschäftigen.

Vielleicht hast Du recht. Was will ich? Nun, ich will vor allem etwas TUN. Nicht nur darauf warten, dass etwas geschieht. Ich will selber aktiv sein, der Welt meinen Stempel aufdrücken.

Ha, also doch. Du willst primär Anerkennung für Dein Engagement?

Sicher will ich auch Anerkennung. Jeder Mensch strebt wahrscheinlich in der einen oder anderen Intensität danach.

Natürlich, alle wollen bloss Anerkennung. Meistens sogar für Dinge, für die sie gar nichts geleistet haben.

Ich will etwas leisten.

Für wen denn?

Für mich selber. Ich bin nun mal hier auf diesem Planeten, in diesem Raumschiff Erde. Ich will meine Zeit hier nutzen.

Wirtschatlich nutzen?

Sicherlich auch. Ich will, dass es mir und den Menschen, die mir nahestehen gut geht. Ich will ein Modell sein, da ich erkannt habe, dass Modelle wichtig sind für mich. Ich hatte das Glück, in meinem bisherigen Leben auf Modelle zu treffen, die aus Fleisch und Blut sind.

Du bist ein Optimist.

Ja, denn ich glaube, es lebt sich angenehmer als Optimist. Woody Allen hat mal gesagt, es sei durchaus möglich, dass der Pessimist am Ende recht habe, trotzdem lebe es sich besser als Optimist. Ein Satz, der mir sehr gefällt und den ich in mein Gedanken-Repertoire habe einfliessen lassen.

Aber die Welt wird dadurch auch nicht besser.

Sicher nicht schlagartig. Hier gilt die «Philosphie der kleinen Schritte». Ich habe den «Stein der Weisen» nicht gefunden. Es gibt vielleicht tatsächlich keine «blaue Blume», kein Patentrezept. Diese Suche habe ich als für mich sinnlos erkannt und daher aufgegeben. Was es aber gibt, sind Spielregeln, Abmachungen. Diese gelten vor allem für sich selber. Ich muss MEINEN Weg gehen, es gibt nicht DEN Weg. Nietzsche hat das sehr schön gesagt.

Das lässt sich immer sehr einfach dahersagen. Glaubst Du dass denn wirklich?

Klar lässt sich das einfach dahersagen. Du brauchst tatsächlich nur den Mund zu öffnen und zu sprechen. Ob ich das WIRKLICH glaube, lässt sich vielleicht nie eindeutig klären. Die Fragestellung ist mir zu absolut.

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Was soll das tiefschürfende Gefrage. Ich möchte es einfach ausprobieren, VERSUCHEN, danach zu leben. Um etwas zu ändern muss ich vor allem etwas TUN. Mit Denken allein lässt sich nichts konkretes ändern. Hier auf der Erde geht es meistens um ganz konkrete und fassbare Dinge. Etwas wie die abstrakte Wirklichkeit gibt es nur in den Köpfen der Philosophen. Es kann ein sehr schönes Spiel sein, sich über die Wirklichkeit aUfzuhalten, für mein tägliches Leben brauche ich jedoch ganz konkrete Hilfestellungen.

Und wie steht es mit der Frage nach einem Leben nach dem Tode?

Nun, dazu ist es noch viel zu früh, um sich Gedanken zu machen. Das Problem ist dann interessant, wenn der Zeitpunkt da ist. Jetzt will ich mich nicht darüber aufhalten. Jetzt lebe ich ja. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen sich über diese Frage Gedanken machen. Es geht sicherlich nicht darum, den Tod zu verdrängen. Er scheint eine natürliche Folge des Lebens zu sein. Wenn er mich aber jetzt am Leben zu hindern versucht, ist er vermutlich schon da.

Aber Du kannst doch nicht einfach den Tod verdrängen?

Wieso nicht? Er interessiert nicht als eine Tatsache, sondern höchstens dahingehend, ob er uns für hier und jetzt einen Tip geben kann, wie wir unsere Lebenszeit zu verbringen haben. Wenn ich das Leben dahingehend betrachte, dass heute mein letzter Tag sein könnte, so hat das einen direkten Einfluss auf mein heutiges Verhalten. Ich lege die «Psychologie des Morgen» ab, ich beginne im Jetzt zu leben, statt mir ständig vorzumachen, dass es auch ein Morgen gibt. Ich geniesse und gestalte das Leben hier.

Aha, geniessen?

Was ist daran nicht OK? Ich glaube nicht, dass wir dazu hier sind, um zu leiden, sondern dass das Leiden manchmal einfach da ist, vielleicht nicht zuletzt deshalb, um die genüsslichen Stunden in einem noch besseren Licht dastehen zu lassen.

Sehr opportunistisch.

Ich habe nichts gegen Opportunismus. Ich habe nur was dagegen, sich und anderen was vorzumachen. Ich will zu mir stehen und versuchen alle möglichen Aspekte meines Daseins auszuloten. Das Leben ist für mich ein grosses Abenteuer. Auch dieses Schreiben hier ist eines. Vielleicht kann ich auch andere Menschen dazu motivieren, sich mit ihren inneren Dialogen auseinanderzusetzen.

Also doch ein Weltverbesserer?

Ja, absolut. Aber nur meine eigene. Ich will meine eigene Welt verbessern und andere anstacheln dasselbe zu tun. Denn ich glaube, dass die wichtigste,Beziehung die mit mir selber ist. Diese muss stimmen. Wenn ich mit mir selber umgeherr kann und mich liebe, dann gehe ich auch so mit den anderen um. Wenn· ich mir misstraue, misstraue ich auch meinen Mitmenschen. Wenn ich mich so nehmen kann und bestrebt bin, zu wachsen, zu neuen Horizonten vorzustossen, so kann ich dies auch den anderen entgegenbringen. Dann glaube ich auch an ihr Wachstum und es gelingt mehr Kräfte zu mobilisieren, um unseren grossen Garten Erde weiter zu pflegen, damit wir für die nächsten Generationen noch genügend Spielraum lassen.

Was willst du also tun?

Nun zuerst will ich die Beziehung zu mir und meinen Mitmenschen verbessern. Dieser Dialog ist ein Mittel dazu. Was dann kommt kann ich noch nicht sagen. Letzhin habe ich die Defintion für einen Snob gehört: «Ein Snob ist jemand der findet, es gäbe etwas interessanteres als Menschen». Na ja, ich habe da etwas unterschlagen: Im Originalzitat stand nicht «Menschen», sondern «Frauen». Aber es liest sich auch so sehr gut. Ich habe eigentlich den Schritt zum Du erst seit kurzem wieder richtig getan. Lange Zeit habe ich mich ziemlich von den Mitmenschen distanziert gehabt. Ich war vielleicht enttäuscht und habe mit meiner, nicht immer so optimalen Vergangenheit gehadert. Dies ist jedoch nicht mehr so. Ich habe mich FÜR die Menschen entschieden, denn ich finde, es gibt tatsächlich nichts interessanteres. Dann fasziniert mich die Idee der eigenen Regie im Leben. Der Gedanke, das weitere Leben als einen Spielfilm zu sehen, den man inszeniert, dessen Hauptdarsteller man ist und dessen weitere Rollen man selber besetzt.

Da gibt es viel zu tun?

Sicherlich wird es für die nächste Zeit kaum langweilig. Ich setze mich nicht für ein problemloses Leben ein, sondern für ein Leben mit der Kraft, alle Problem zu meistern. Die Probleme lassen uns wachsen, sie dürfen uns nicht lähmen, obwohl sie manchmal natürlich sehr gross erscheinen. Wenn ich aber immer ein Teilchen mir vornehme, so trage ich auch die ganz grossen Probleme ab.

Tönt eigentlich ganz gut für den Moment, aber morgen kann sich Dein Optimismus schon wieder gelichtet haben?

Auch hier gilt: Step by step. Schritt für Schritt. Der Weg ist das Ziel. Um eine grosse Distanz zurückzulegen braucht es «nur» kleine Schritte, aber es braucht eben diese Schritte, es gibt da keine Sprünge in der Regel. Wie sagt man so schön im Volksmund: «Steter Tropfen hölt den Stein». Es zählen nicht die Absichten, sondern die Resultate. Was will ich erreichen? Ich erreiche es nur durch Taten. Das Problem «Rauchen» beispielsweise lässt sich nur dadurch lösen, keine Zigaretten in den Mund zu stecken. So gibt es meistens einfache Lösungen für einfache Probleme. Die ganz grossen muss ich in viele kleine zerlegen und jedes gesondert lösen. Wir alle haben die Kapazität dazu, wir müssen es nur tun…

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert